Schwerhörigkeit im Alter – Wie bitte, was haben Sie gesagt?

Schwerhörigkeit im Alter, im Volksmund „Altersschwerhörigkeit“ (Presbyakusis) genannt, ist ein natürlicher Prozess, der meistens ab dem 50. Lebensjahr beginnt und schleichend fortschreitet. Schwerhörigkeit an sich wird in drei unterschiedliche Formen unterteilt. Bei der Schwerhörigkeit im Alter handelt es sich um die sogenannte Schallempfindungs- oder Innenohr-Schwerhörigkeit. Bei dieser werden die Schallwellen durch Trommelfell und die kleinen Knöchelchen im Ohr zwar richtig aufgenommen, aber nicht korrekt weitergeleitet und vom Gehirn verarbeitet.

Anfangs wird die beginnende Schwerhörigkeit nicht wahrgenommen. Anzeichen können sein, dass Betroffene Radio und Fernseher lauter drehen, in Gesprächen öfters nachfragen müssen oder Unterhaltungen mit mehreren schlechter folgen können. Deshalb sollte besonders das persönliche Umfeld auf solche Symptome achten. Ein Besuch beim Hals-Nasen-Ohrenarzt oder Hörgeräteakustiker ist so früh wie möglich ratsam, um einen Hörtest durchführen zu lassen. Bleibt die Schwerhörigkeit lange nicht durch ein passendes Hörgerät korrigiert, besteht die Gefahr, dass das Gehirn das Hören verlernt. Ist es soweit gekommen, ist eine Unterstützung des Hörvermögens durch ein Hörgerät fast nicht mehr möglich.

Keine Angst vor Hörgeräten bei Schwerhörigkeit

Bei Hörgeräten haben Schwerhörige mittlerweile eine große Auswahl zwischen solchen, die hinter dem Ohr (HdO-Geräte) oder im Ohr (IdO-Geräte) getragen werden. Hat man trotz eines Hörgeräts Schwierigkeiten, z.B. beim Telefonieren, kann sich auch ein Cochlea-Implantat empfehlen. Hörgeräteakustiker beraten, um das Mittel der Wahl zu finden, die Schwerhörigkeit zu lindern. Ganz verschwinden wird sie im Alter nicht.

Leider wird Schwerhörigkeit im Alter in unserer Gesellschaft oft tabuisiert und Betroffene scheuen sich häufig, ihr Hörgerät zu tragen. Dabei ist das extrem wichtig, um am sozialen und gesellschaftlichen Leben weiterhin aktiv teilnehmen zu können. Fehlt der geistige Austausch, drohen gerade im Alter Isolation und Rückzug. Auch die Entstehung einer sogenannten Altersdemenz kann begünstigt werden. Ein weiteres Risiko einer Schwerhörigkeit ist die erhöhte Unfallgefahr. Um unversehrt am Verkehrsgeschehen teilnehmen zu können, ist Hören neben Sehen Grundvoraussetzung.

Für Betroffene gibt es neben dem Ratschlag, das Hörgerät regelmäßig zu tragen, noch ein paar weitere einfach zu befolgende Tipps. Gut mit der Schwerhörigkeit kommt zurecht, wer offen darüber spricht. Dann kann sich das Umfeld besser darauf einstellen. So kann man z.B. Gesprächspartner darum bitten, nicht unbedingt lauter, sondern deutlicher zu sprechen und sich einem im Gespräch zuzuwenden, damit die Worte von den Lippen abgelesen werden können. Man sollte sich auch nicht scheuen, zuzugeben, etwas nicht richtig verstanden zu haben, und um Wiederholung bitten. Nebenbei, es gibt viele bekannte und erfolgreiche Persönlichkeiten, die zu ihrer Schwerhörigkeit standen und stehen. Dazu gehören z.B. Ludwig van Beethoven, Heinrich Schliemann und Rudi Carrell.

Aber auch das Umfeld der von Schwerhörigkeit Betroffenen kann einiges dafür tun, sich gegenseitig das Leben zu erleichtern. Auf jeden Fall hilft Einfühlungsvermögen, dass es für Schwerhörige sehr anstrengend sein kann, Gesprächen konzentriert zu folgen und die Zusammenhänge immer richtig einzuordnen. Geduld und eine ruhige, deutliche Sprache, kurze Sätze sind ebenfalls gefordert. Es nützt auch nichts, lauter zu sprechen, denn gerade Schwerhörige können Lautstärke gegenüber schmerzempfindlich sein. Dass man seinen Gesprächspartner beim Reden anschaut, sollte selbstverständlich sein. Gegenüber Schwerhörigen ist es Pflicht.

Berücksichtigen Betroffene und ihr Umfeld dies alles, steht einem kommunikativen Miteinander nichts im Weg.