Was ist Palliativpflege?

Kein Mensch ist unsterblich, das weiß jeder. Doch stellen sich viele die Frage, wie der Tod eintreten wird. Er kann schnell kommen oder schleicht sich langsam an. Über Tage, Monate, sogar Jahre sucht er seine Opfer heim mit Leid und Schmerz. Für unsere human ausgerichtete Gesellschaft eine Herausforderung, Menschen in dieser schweren Zeit nicht im Stich zu lassen.

Palliativpflege als gesamtheitliches Konzept

Dass sich die Gesellschaft um Sterbende kümmert, ist nicht neu. Schon in vergangenen Jahrhunderten gab es Hospize, in denen sie versorgt wurden. In Privathäusern dagegen waren es Familienangehörige und Geistliche, die ihnen Beistand leisteten. Heute sind wir aus dem privaten Bereich lange herausgetreten und verstehen unter Sterbebegleitung eher ein gesamtheitliches, interdisziplinäres System, in das Ärzte, Psychologen, Pfleger, Therapeuten sowie Seelsorger eingebunden sind. Im Englischen heißt es Palliativ Care. Wobei palliare aus dem Lateinischen übersetzt bemänteln, umhüllen und Care in diesem Sinne Betreuung bzw. Fürsorge bedeutet. Das Ziel des Konzeptes besteht darin, Sterbenden die letzten Tage so gut es geht zu erleichtern. Palliativpfleger sollen sie von Schmerzen befreien, ihre Leiden mildern und sie psychisch, sozial sowie spirituell bis zum Tod begleiten. Gleichzeitig schließt die Palliativpflege betroffene Familienmitglieder ein. Sie hilft ihnen, mit der Situation umzugehen und nach dem Ableben den schmerzlichen Verlust zu verarbeiten.

Palliativpflege – ein weitgefächertes Gebiet

Die Palliativpflege folgt keinem festen Schema. Sie ist weitgefächert und orientiert sich an den Bedürfnissen der Pflegepersonen sowie denen der Angehörigen.

Im körperlichen Bereich lindert sie Schmerzen und andere Beschwerden. Dazu gehört eine gründliche Erfassung aller beim Patienten auftretenden Symptome. Die Behandlungen sind in der Palliativmedizin allerdings weniger auf Heilung, sondern mehr auf Linderung der Leiden ausgerichtet.

Auf psychischem Gebiet bieten die Therapeuten Gespräche an und entwickeln Bewältigungsstrategien, um die Situation zu entspannen. Dabei nehmen sie den Patienten Ängste und sprechen ihnen Mut zu. Den Angehörigen dagegen helfen sie Hoffnungslosigkeit, Verlustängste und Trauer zu überwinden.

Sozial gesehen geht es hauptsächlich darum, nahestehende Personen (Familienangehörige, Freunde, Kollegen) in die Pflege einzubinden, dem Patienten einen strukturierten Tagesablauf zu schaffen und Konflikte zu beseitigen.

Nicht zuletzt gibt es für die Palliativpflege ebenso in Sachen Spiritualität einiges zu tun. Selbst bei Sterbenden, die keiner Glaubensrichtung angehören, die nie etwas davon wissen wollten, treten plötzlich Fragen auf: Welchen Sinn hatte mein Leben, was kommt danach, was geschieht mit meiner Seele? Neben anderen verlangen auch sie in ihrer letzten Stunde oft seelischen Beistand.

Palliativpflege zu Hause oder stationär?

Betroffene können die Palliativpflege sowohl ambulant als auch stationär in Anspruch nehmen. Möchten Angehörige zu Hause pflegen, sollten sie sich gründlich überlegen, inwieweit das machbar ist. Zwar haben sie den Vorteil, dass der zu Pflegende in seiner gewohnten Umgebung bleibt, jedoch sprechen oft gewichte Gründe dagegen. Zum einen könnten das die örtlichen Gegebenheiten sein, zum anderen die persönliche Situation der Verwandten (Beruf, psychische sowie körperliche Belastbarkeit), die eine Rundumpflege unmöglich machen. Besser wäre in diesem Fall, den Kranken in ein spezielles Hospiz oder die Palliativstation eines Krankenhauses einzuweisen. Hier gibt es vom Arzt bis zum Pflegepersonal ausreichend Fachkräfte, die sich 24 Stunden um ihre Patienten kümmern. Die Kosten hierfür übernehmen auf Antrag die Krankenkassen, sodass einer würdigen Begleitung bis zum Tod nichts mehr im Wege steht.