Was ist Aphasie?
Wörtlich bedeutet die aus dem Griechischen stammende Bezeichnung „Aphasie“ einen Verlust der Sprache. Dieser Verlust kann sich beim Vorliegen einer Aphasie auf alle oder auch nur auf einzelne Bereiche der Sprachproduktion bzw. des Sprachverständnisses beziehen: Sprechen, Schreiben, Lesen und Verstehen. Bei einer Aphasie kommt es in der Regel jedoch nicht dazu, dass die Betroffenen ihre Persönlichkeit oder ihr Denken verlieren. Lediglich der Informationsaustausch mittels Sprache ist eingeschränkt. In manchen Fällen kommen auch noch Bewegungsstörungen im Zuge einer Aphasie hinzu.
Ursachen einer Aphasie
Als Ursachen kommen mehrere verschiedene Erkrankungen oder Verletzungen des Hirns in Betracht.
Gängigste Ursachen einer Aphasie sind die folgenden:
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Trauma
- Gehirnblutung
- Tumor
- Intoxikation
- diverse Entzündungserkrankungen
Die Aphasie gilt als Phänomen, das nicht allein von der klassischen Medizin, hier besonders der Neurologie, zu betrachten ist. Auch Psychologie, Neurobiologie, Linguistik und Logopädie beschäftigen sich mit den Auswirkungen, der Erklärung und nicht zuletzt Therapie einer Aphasie.
Vier verschiedene Arten der Aphasie
Zwar existieren mehrere Einteilungsformen einer derartigen Erkrankung. Die in Deutschland am häufigsten eingesetzte ist dabei jedoch jene der sogenannten Aachener Schule um Walter Huber und Klaus Poeck. Diese entwickelten auch ein Diagnoseverfahren, den Aachener Aphasie-Test (AAT).
Demnach unterscheidet man die folgenden vier verschiedenen Arten:
Amnestische bzw. anomische
Hierbei liegt meist nur eine leichte Einschränkung der sprachlichen Fähigkeiten vor. Verstehen, Schreiben und Lesen fällt leicht, einzig beim Sprechen treten Wortfindungsstörungen auf. Dies allerdings auch nur in einem Maße, welches eine sinnvolle Kommunikation immer noch ermöglicht. Dies ist auch deshalb der Fall, da Betroffene noch in der Lage sind, die nicht auffindbaren Wörter passend zu umschreiben. Hinzu kommt eine leichte Einschränkung des Kurzzeitgedächtnisses.
Broca-Aphasie
Eine leichte bis mittelschwere Einschränkung erfolgt aus dieser Form der Erkrankung. Sprechen findet nur noch mühsam und stockend statt. Charakteristisch sind viele Sprechpausen und nur unvollständig artikulierte Sätze. Dennoch bleibt die Kommunikation dabei sinnvoll und verständlich, wenn auch verkürzt in Umfang und Detailreichtum.
Wernicke-Aphasie
Bei dieser Form der Störung ist auch das Verstehen von Gesprochenem eingeschränkt. Häufig werden beim Sprechen Laute oder ganze Wörter vertauscht, zudem entwickelt der oder die Betroffene sogenannte Neologismen, kreiert also Wörter, die es gar nicht gibt. Dennoch reden an dieser Form Erkrankte häufig viel, ohne damit das kommunizieren zu können, was sie eigentlich ausdrücken möchten. Kennzeichnend ist zudem, dass Betroffene ihre eigenen Fehler nicht bemerken.
Globale Aphasie
Bei einer globalen Erkrankung des Sprachvermögens ist Kommunikation auf diesem Wege quasi nicht mehr möglich. Da auch das Verstehen stark eingeschränkt ist und selbst nur noch einzelne Silben oder Laute produziert werden, ist hier von einer starken bis sehr starken Beeinträchtigung die Rede.
Therapieformen
Logopäden arbeiten im Optimalfall sofort nach Eintreten des Sprachverlusts mit Betroffenen, um die Sprache zu reaktivieren. Stimulierende und deblockierende Verfahren kommen zum Einsatz, die durchaus Erfolge zeigen, für die aber alle Beteiligten Geduld und Energie aufwenden müssen.
Tipps für Angehörige
In der Kommunikation mit Betroffenen sollten diese Ratschläge Anwendung finden:
- kurze, einfache Sätze bilden, deutlich und langsam sprechen
- geduldig sein und bleiben
- Entscheidungsfragen verwenden (Ja/Nein)
- Mimik und Gestik beachten
- Zettel und Stift nutzen
- auf Inhalte konzentrieren, nicht auf die Form