Schmerzen bei Demenz erkennen

In Deutschland gibt es nahezu 1,5 Millionen Demenzkranke, von denen der Großteil älter als 65 Jahre ist. Jedes Jahr erkranken rund 200.000 Menschen neu daran. Je mehr die Demenz fortschreitet, umso weniger gelingt es den oftmals pflegebedürftigen Betroffenen, Schmerzen und andere Befindlichkeiten mitzuteilen. Im folgenden Ratgeber wird erklärt, welche Anzeichen und Symptome dafür sprechen können, dass der Patient leidet.

Schmerzen bei Demenz durch genaue Beobachtung erkennen

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Demenz Schmerzen auftreten, ist sehr hoch. Dennoch werden Betroffene viel seltener mit Schmerzmitteln behandelt als Patienten ohne Demenz. Der Grund ist, dass sie ihre Schmerzen irgendwann verbal nicht mehr so gut mitteilen können und Wahrnehmung und Kommunikation zum Teil deutlich eingeschränkt sind. Selbst einfache Fragen nach dem Gesamtbefinden verstehen die Betroffenen nicht mehr, sodass sie nicht in der Lage sind, solche Fragen zu beantworten. Demzufolge erhalten viele Demenzerkrankte keine angemessene Schmerztherapie. Pflegende Angehörige sollten daher versuchen, den Schmerz auch indirekt zu erkennen. Hierfür sind eine genaue Beobachtung des Verhaltens, der Gestik und Mimik des Erkrankten erforderlich. Angehörige sind bei der Erkennung von Schmerzen eine wichtige Stütze, denn sie kennen den Betroffenen am besten und können Abweichungen vom Normalverhalten eher feststellen.

Schmerzen begünstigen bei einer Demenz folgende Verhaltensweisen:

  • Unruhe, unerklärliche Gereiztheit, Wut bis hin zu Aggressivität
  • Verkrampfte Haltung, Zusammenkrümmen oder Schonhaltung
  • Empfindlichkeit bei Berührung bestimmter Körperzonen
  • Stereotype Bewegungsabläufe zur eigenen Ablenkung wie monotones Schaukeln auf dem Stuhl oder Hin- und Herlaufen
  • Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Teilnahmslosigkeit
  • Ängstlicher oder angespannter Gesichtsausdruck und verzerrte Mimik
  • Veränderter Atemrhythmus wie flache Atmung
  • Gequälte Laute, Jammern, Stöhnen bis hin zu Schreien
  • Verschlechterter Allgemeinzustand

Diese oder andere Verhaltensweisen oder Äußerungen sollten von Angehörigen nicht ignoriert, sondern ernst genommen werden. Sie können Hinweise darauf liefern, dass der Betroffene Schmerzen verspürt. Statt der angebrachten Schmerzmittel erhalten unruhige oder aggressive Patienten häufig Beruhigungsmittel, doch dadurch gelangen sie immer tiefer in die Schmerzspirale. Dies darf daher keinesfalls die Lösung sein.

Rückschlüsse aus Vorerkrankungen ziehen

Ein weiterer Hinweis auf Schmerzen kann eine chronische Erkrankung wie Arthrose sein, an der der Betroffene bereits vor der Demenz gelitten hat. Dann liegt ein erhöhtes Risiko vor, dass die Beschwerden auch im Alter auftreten. Die Krankheitsgeschichte des Demenzpatienten sollte daher nicht unberücksichtigt bleiben. Sie ermöglicht nicht nur eine frühzeitige, sondern auch eine gezielte Behandlung und verhindert unnötige Untersuchungen. Danach ist es wieder wichtig, dass Angehörige beobachten, ob sich das Verhalten des Demenzkranken verändert. Sie sind also immer gefragt und können eine große Hilfeleistung bieten.

Zusammenfassung

Ist die Demenz so weit fortgeschritten, dass sich der Erkrankte nicht mehr vernünftig mitteilen und selbst einfache Fragen nicht verstehen und beantworten kann, ist die Beobachtung der Verhaltensweise unverzichtbar. Schmerzen äußern sich bei Demenzkranken oft in der Form von Verhaltensauffälligkeiten. Leider werden diese häufig nicht als Schmerz interpretiert, da der Betroffene die Schmerzen nicht benennen kann, sodass eine effektive Schmerzbehandlung in vielen Fällen ausbleibt. Eine genaue Beobachtung hilft dabei, Rückschlüsse ziehen zu können. Wenn sich der Allgemeinzustand verschlechtert hat, der Angehörige nichts essen möchte und Zuwendung oder die Pflege abwehrt, sollte ein Arzt zurate gezogen werden.