Pflege von Senioren mit Angststörungen

Genau wie jüngere Menschen können auch Senioren unter Angststörungen leiden, wobei andere Themen im Vordergrund stehen. Welche dies häufig sind, wie sich die Ängste bemerkbar machen, was dagegen getan werden kann und worauf in der Pflege zu achten ist, erläutert der folgende Ratgeber.

Pflege von Senioren mit Angststörungen

In jeder Lebensphase gibt es alterstypische Ängste. Kinder fürchten sich vor der Dunkelheit und Erwachsene beispielsweise vor einem Jobverlust. So haben auch ältere Menschen verschiedene Ängste und sorgen sich unter anderem vor:

  • Eigene Krankheit oder dass Angehörigen etwas zustoßen könnte
  • körperliche und geistige Leistungseinbußen
  • Hilflosigkeit und Abhängigkeit
  • Pflegebedürftigkeit
  • Umzug in ein Pflegeheim
  • Überfall, Einbruch oder sonstiges Verbrechen
  • Altersarmut
  • Einsames Sterben

Bis zu einem gewissen Grad sind Ängste normal, doch bei einigen älteren Menschen werden daraus Angststörungen, die behandlungsbedürftig sind. Nach der Demenz und Depression sind sie mit zunehmendem Alter die häufigsten psychischen Erkrankungen, die die Pflege erschweren.

Warum können Angststörungen auftreten?

Die Ursachen können vielfältig sein. Viele Senioren haben zum Beispiel den Krieg miterlebt und dabei Angehörige verloren. Jeder verarbeitet Psychotrauma anders. Im Alter sehen sich viele damit konfrontiert. Hinzu kommen andere einschneidende Ereignisse aus der Vergangenheit, Existenzängste, die Angst, den Angehörigen „zur Last zu fallen“, körperliche Aspekte wie ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn, die Gene etc. Diverse Medikamente begünstigen eine Depression und Schwermut, beispielsweise Blutdrucksenker, Entzündungshemmer, Hormonpräparate, Beruhigungsmittel oder Antikrebsmedikamente. Auch dadurch können Angststörungen entstehen.

Wie äußern sich Angststörungen in der Pflege?

Die Angst ist abnormal verstärkt und das Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung unreal. Typisch ist zudem, dass die Angsterlebnisse immer wieder auftreten. Zu den möglichen Symptomen der Angststörung gehören:

  • Unruhe bis hin zu Panikgefühlen
  • Schwindel
  • Schweißausbrüche
  • Herzrasen
  • Atemnot
  • Schlafstörungen

Es erfordert erhebliche diagnostische Fähigkeiten, um dahinter eine Angsterkrankung zu erkennen.

Verschiedene Angststörungen – Beispiele:

Bei der Angst vor Krankheit oder Tod werden beispielsweise körperliche Beschwerden als Warnzeichen einer schweren Erkrankung fehlinterpretiert. Bei einer Panikattacke kann kurzfristig eine übersteigerte, plötzliche Angst auftreten, innerhalb weniger Augenblicke zu versterben. In diesen Fällen ist es in der Pflege nicht immer so einfach, zu erkennen, wann gehandelt werden muss und wann nicht. Man sollte aufmerksam sein und bei Zweifel mit dem Hausarzt sprechen.

Bei einer panischen „Sturzangst“ kann es dazu kommen, dass der Betroffene bei Dunkelheit oder schlechter Witterung seine sozialen Kontakte nicht mehr pflegt oder schlimmstenfalls die Wohnung gar nicht mehr verlässt.

Auch in ungewohnten Situationen, beispielsweise in großen Menschenmengen oder in fremder Umgebung können phobische Ängste auftreten und zum Vermeidungsverhalten führen.

Bei einem Verlust von nahestehenden Personen wie dem Ehepartner kann sich eine stark ausgeprägte Angst vor Einsamkeit im Alter entwickeln. Nicht selten führt dies zur Schwermut und depressiven Entwicklung.

Menschen mit generalisierter Angststörung fürchten sich vor allem Möglichen und nicht vor bestimmten Situationen oder Dingen. Sie ist psychisch enorm belastend, auch in der Pflege, da Angehörige mit vielen Ängsten konfrontiert werden.

Angsterkrankungen beeinträchtigen die Lebensqualität oft erheblich. Unbehandelt verlaufen sie meistens chronisch und können zu einer Depression und zum sozialen Rückzug führen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, mit denen sich die Angststörungen auf ein erträgliches Maß verringern lassen. In der Regel kommen Medikamente zum Einsatz. Auch Psychotherapie, Physiotherapie und Entspannungsverfahren sind sinnvoll.

Auch die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft (sogenannte 24-Stunden-Pflege) durch osteuropäische Betreuungskräfte hilft dabei, die Einsamkeit zu bekämpfen. Die Betreuungskräfte übernehmen nicht nur die üblichen Arbeiten wie Pflege und Haushalt, sondern leisten auch Gesellschaft, Erzählen und begleiten bei verschiedenen Aktivitäten wie Spaziergängen.

Zusammenfassung

Schätzungsweise leiden mehr als 25% der über 65-Jährigen an einer psychischen Erkrankung wie den Angststörungen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Die Prognose ist günstig, wenn frühzeitig eine geeignete Therapie durchgeführt wird. Die Pflege erfordert Umsicht und viel Einfühlungsvermögen.