Nächtliche Wadenkrämpfe – Durchschlafen im Alter
Wadenkrämpfe in der Nacht können im Alter den Schlaf stören und treten besonders bei Pflegebedürftigen häufiger auf. Meist aus relativ harmlosen Ursachen, die sich durch kontrollierte Nahrungsergänzung beheben lassen. Das zeigt sich dann schon daran, wenn folgende Sofortmaßnahmen gut gegen Wadenkrämpfe helfen:
Soforthilfe gegen Wadenkrämpfe
Wenn Pflegebedürftige nachts durch Wadenkrämpfe aus dem Schlaf gerissen werden, können folgende Maßnahmen den Schmerz oft sofort stoppen:
1. Wade dehnen, je nachdem, was am leichtesten möglich ist:
- Fuß gegen die untere Bett-Begrenzung, das Unterkniekissen, die Wand hinter dem Fußende des Bettes drücken.
- Fuß oben an den Zehen anfassen und die Zehen in Richtung des Körpers, der Knie ziehen.
- Oberschenkel knapp über dem Knie von unten mit der Hand umfassen, um den Fuß mit dieser Hilfe mehrmals auf die Matratze zu stampfen.
2. Wade massieren:
- Bein herabziehen und die betroffenen Muskeln so sanft „durchkneten“, dass es nur als wohltuend empfunden wird.
- Dazu die Finger auf das Schienbein legen, um mit den Daumen Druck auf die Waden ausüben zu können.
3. Wade mit einer Wärmflasche unter dem Bein oder einem erwärmtem Gel-Pad, das in einem elastischen Kniestrumpf um die Wade gelegt wird, vorsichtig erwärmen und durchwärmen.
4. Wenn möglich, aufstehen und etwas umhergehen, um die Muskulatur zu lockern und die Durchblutung zu fördern.
- Alternativ aufrecht hinsetzen, das betroffene Bein so weit wie möglich nach hinten unter den Körper stellen
- Oberschenkel über dem Knie sanft und fest umgreifen und durch Vorwärts-Abwärtsziehen des Knies dehnen (wobei die Ferse gegen den Boden gedrückt bleibt).
Da der Schlaf ohnehin gestört ist, können Sie auch den Rest des Körpers gerne ein paar Minuten dehnen, strecken, mobilisieren. Wenig Bewegung während des Nachtschlafs führt dazu, dass die Muskeln nachts überhaupt nicht gedehnt werden. Ein paar Minuten sanfte Gymnastik/Massage beruhigen, helfen beim (wieder) Einschlafen und gewöhnen den Körper auch wieder daran, einem leichten Bewegungsbedarf rechtzeitig nachzugeben.
Woher kommen die Wadenkrämpfe?
Wenn die Wadenkrämpfe vor allem nachts auftreten und durch obige Sofortmaßnahmen zu beheben sind, ist das ein deutlicher Hinweis auf Magnesium-Mangel.
Magnesium ist der Mineralstoff, der im Muskelstoffwechsel die größte Rolle bei Anspannung und Entspannung der Muskeln spielt. Bei einer Unterversorgung mit diesem wichtigen Mineral erhöht sich das Erregungspotenzial in der Muskulatur, die sich dann aus kleinsten, nicht nachvollziehbaren Anlässen unkontrolliert zusammenzieht.
Typisch dafür ist auch, dass die Wadenkrämpfe nachts auftreten: Die Regeneration des Körpers findet vor allem im Schlaf statt und verbraucht viel Magnesium (vor allem zum Aufbau von Zellen und Nervenzellen).
Älteren Menschen sind oft nur deshalb besonders anfällig für Wadenkrämpfe, weil mehrere Risikofaktoren in einer Magnesium-Unterversorgung kumulieren. Wie diese Unterversorgung zu beheben ist und was sonst noch zur Krampf-Vorbeugung unternommen werden kann, erfahren Sie im nächsten Absatz.
Wenn die Wadenkrämpfe Pflegebedürftige betreffen, sollte das Problem aber auch beim nächsten Hausarzt-Besuch unbedingt angesprochen werden. Er wird eine Blutuntersuchung einleiten, um weiteren Mineralstoffmängeln und vielleicht auch Vitaminmängeln auf die Spur zu kommen und entsprechende Nahrungsergänzung verordnen. Diese Nahrungsergänzung muss z. B. bei Magnesium-Mangel auf Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen, Reizdarmsyndrom und Medikamente (Antidepressiva, Abführmittel, ACE-Hemmer, Diuretika Magensäureblocker) abgestimmt werden, die alle als „Magnesiumräuber“ gelten.
Außerdem gibt es für Wadenkrämpfe (vor allem, wenn diese auch am Tag auftreten) mehrere weitere Ursachen, die ggf. durch weitere Therapien behandelt werden müssen. Auch wenn die Krämpfe mit weiteren Symptomen wie Kribbeln, Steifheit, Bewegungseinschränkungen, Taubheitsgefühlen, Schwindel, Übelkeit verbunden sind, wird der Arzt weitere Untersuchungen vornehmen oder einleiten.
Wadenkrämpfe: Langfristige Abhilfe und Vorbeugung
Bis eine erhöhte Krampfneigung durch Magnesium-Ergänzung oder weitere Therapien behoben wird, dauert es eine Weile. Bis die Therapien wirken, können Sie bereits all die Maßnahmen angehen, die auch zur Vorbeugung von Wadenkrämpfen empfohlen werden:
Das Krampfrisiko kann durch ungünstige Schlafpositionen verstärkt werden. Bekannt ist das für Bauchlage oder eingeschlagene Bettdecken, die die Füße in eine Spitzfußstellung drücken; letztlich kann aber jede Schlafstellung, die lange unbeweglich eingehalten wird, den Muskelstoffwechsel zu Gegenwehr in Form von Krämpfen veranlassen. Auch bei Pflegebedürftigen sind Variationen der Schlafstellung leicht möglich: Gelegentlicher Wechsel von der Rücken- in die Seitenlage, ein dünnes Kissen unter den Knien, ein wenig Liege-Gymnastik vor dem Einschlafen können schon sehr hilfreich sein.
Magnesiummangel wird begünstigt durch geringeren Appetit/Kalorienbedarf der Senioren und die (an sich gesunde) Neigung zu schonender Kost. Unabhängig von der oben angesprochenen Nahrungsergänzung können Sie versuchen, die Mineralstoffversorgung durch leicht verdauliche Vollkorn-Porridges, Cremesuppen mit pürierten Hülsenfrüchten, Kakao, Shakes mit Hagebuttenextrakt und Nussmus ganz natürlich zu erhöhen (was nicht nur dem Pflegebedürftigem, sondern jedem Haushaltsmitglied gut tut und schnell angewöhnt ist).
Außerdem sollte bei Senioren immer auf eine gute Flüssigkeitsversorgung geachtet werden, weil auch Flüssigkeitsmangel den Mineralstoffhaushalt stören kann. Kräutertees bringen Minerale und gesunde Pflanzenstoffe; etwas (püriertes) Bio-Obst und ein paar Stückchen Gurke, Tomate, Salat bringen auch noch Vitamine. Bauen Sie dazu so viele kleine Bewegungseinheit wie möglich in den Tag ein, wobei Kreativität und Sinn vor therapeutischem Gerät ranken: Zu motivierender Musik kann man in fast jeder Stellung bzw. mit fast jeder Beschränkung durch ein kleines „Tänzchen“ die Bein- und Wadenmuskeln pflegen, auch das Waschen und viele andere Alltagstätigkeiten lassen sich mit ein paar wohltuenden Bewegungsübungen verbinden.