Kleidung für pflegebedürftige Menschen

Wer nicht im vollen Besitz seiner Kräfte ist, hat selbstverständlich auch kuschlige Wohlfühlkleidung verdient, weil das Leben schwer genug ist. Genau deshalb gibt es bei der Kleidung für pflegebedürftige Menschen aber noch sehr viele weitere Dinge zu beachten, was die Auswahl zweckdienlicher Kleidung mitunter zu einer schwierigen Aufgabe macht.

Wenn die Kleidung die Beweglichkeit des Pflegebedürftigen erhalten und möglichst noch fördern soll, wird diese Auswahl noch schwieriger – und das in einer Zeit, in der weder Pflegebedürftige noch pflegender Angehöriger neben dem „Arzt- und Ämterkram“ irgendeine zusätzliche Aufgaben gebrauchen können.

Lesen Sie nachfolgend, was Sie bei der Auswahl hilfreicher Kleidung für Pflegebedürftige beachten müssen und wie Sie hilfreiche Kleidung und nützliche Accessoires schnell und kostenoptimiert einkaufen:

Verschaffen Sie sich eine Übersicht: Neue Kleidung oder spezielle Hilfsmittel?

„Kleidung für Pflegebedürftige“ ist ein weites, unübersichtliches Feld und ein großer Markt, der von vielen Firmen mit einem großen und sehr vielfältigen Angebot abgedeckt wird. Soweit es um die ganz normale Kleidung geht, die der Pflegebedürftige genau wie jeder gesunde Mensch trägt, wird die Kleidung nicht von der Pflegekasse bezahlt. Sie kaufen diese Kleidung wie jeder andere private Käufer und können sich auf dem gesamten Mode- und Textilmarkt umsehen, nicht nur im Bereich der speziellen Kleidung für Pflegebedürftige. Was beim Kauf neuer Kleidung zu beachten ist und wann sich die Anschaffung speziell gearbeiteter Kleidung lohnt, erfahren Sie in den nächsten beiden Absätzen.

Zunächst sollten Sie sich jedoch mit den Hilfen beschäftigen, die dem Pflegebedürftigen kostenlos zustehen. Diese Hilfen werden im offiziellen Hilfsmittelkatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgelistet, der darauf ausgerichtet ist, die Selbstständigkeit und die für die Gesundheit so wichtige Beweglichkeit so weit wie möglich zu erhalten und zu stärken. Der Hilfsmittelkatalog enthält spezielle Angebote für jede Art der Beschränkung, die in mehreren Fällen auch den Bereich Kleidung berühren:

  • Anzieh- und Knöpfhilfen, die das Anziehen vorhandener Kleidungsstücke erleichtern
  • Inkontinenzhilfen, die sich in jede normale, robuste Unterhose integrieren lassen
  • Fixierhosen aus Netzmaterial, falls robuste Unterwäsche erst gekauft werden muss
  • Bett- und Sitzschutzpolster, falls die Inkontinenzhilfe einmal nicht ausreicht
  • Einlagen und Spezialschuhe für verschiedenste Gangbeschwerden
  • Kompressionsstrümpfe und Lymphschuhe bei Stauungen des Lymphflusses
  • Zahlreiche Alltagshilfen wie Bettaufrichthilfen, die das Ankleiden durch pflegende Angehörige erleichtern

Den Hilfsmittelkatalog der gesetzlichen Krankenversicherung ist unter folgenden Adressen im Internet zu erreichen: https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de/home oder https://www.rehadat-gkv.de/index.html. Die Namen der einzelnen Produktgruppen sind nicht immer auf Anhieb zu verstehen – die Anzieh- und Knöpfhilfen „verstecken sich“ z. B. in der Produktgruppe 02 Adaptionshilfen. Wenn Sie die Produktgruppen ein paarmal durchgeklickt haben, wissen Sie aber bald sehr gut, welche Hilfen angeboten werden. Nun brauchen Sie für die gewünschte Hilfe nur noch ein Sanitätshaus, das Ihnen die aktuell verfügbaren Produkte dieser Kategorie vorstellt, und eine Verschreibung vom Arzt mit der Hilfsmittelnummer des gewählten Produkts.

Wenn Sie nicht sicher sind, welche Hilfe Sie genau brauchen oder ob eine bestimmte Hilfe in Ihrem Fall wirklich zielführend ist, kann eine Hilfsmittelberatung weiterhelfen. Beispielsweise durch einen Pflegeberater der Pflegekasse oder einem wohnortnahen Pflegestützpunkt. Zu gängigen Produkten wie z.B. Inkontinenzhilfen können oft auch Ärzte und Apotheker gut und praxisnah beraten.

Kleidung für Pflegebedürftige: Worauf kommt es an?

Bei neuer Kleidung kommt es im Prinzip nur auf wenige Dinge an (auf die es eigentlich immer ankommt, die beim normalen Shopping mit Blick auf „Schnäppchen“ aber häufig vernachlässigt werden):

  • Gute Materialqualität, die für lange Haltbarkeit des Kleidungsstücks sorgt
  • Gute Verarbeitung (je nach Einschränkung starke, belastbare Nähte oder nahtlose Verarbeitung, die Wundliegen vorbeugt)
  • Gute Passform (so eng anliegend, dass der Pflegebedürftige nicht durch „Stoffmassen“ behindert wird; so locker, dass nichts drückt oder kneift)

Der Stoff des Kleidungsstücks sollte an die speziellen Bedürfnisse des Pflegebedürftige angepasst werden: Bei starker Inkontinenz bietet sich z. B. Unterwäsche aus kochfester Bio-Baumwolle an, die ohne Formverlust hunderte Male gewaschen werden kann. Ein Pflegebedürftiger mit wenig Kraft oder muskulären Beschränkungen, der sich aber noch selbst vom Rollstuhl auf die Toilette umsetzen kann, profitiert eher von Unterkleidung aus festem Stretch-Material, die er schnell und leicht herunterziehen kann.

Spezialkleidung oder kreative Lösung?

Im Handel werden eine Reihe spezieller Kleidungsstücke angeboten, die in bestimmten Pflegesituationen sehr hilfreich sein können:

  • Hosen und Oberteile mit zusätzlichen Reißverschlüsse, Klettverschlüssen, Knöpfen, wenn das An- und Ausziehen große Mühe bereitet
  • Protektoren-Kleidung mit Polstern z. B. an der Hüfte für sturzgefährdete Personen
  • Pflegewäsche zur sicheren Platzierung großer Einlagen für Menschen mit schwerer Inkontinenz
  • BH mit Verschluss an der Vorderseite
  • Kleidung mit Ortungschips für Demenzkranke
  • Thermowäsche für (ältere) Menschen mit Durchblutungsstörungen

Der kleine Nachteil an diesen guten Ideen: Ein großer Teil der Pflege-Mode / Reha-Mode / Rollstuhl-Mode ist nicht nur ziemlich kostenintensiv, sondern auch aus einfachsten Stoffen in sehr einfachem Design gefertigt. Eine schlichte Sweat-Hose mit Klettverschluss kostet dann schnell 120,- statt 20,- EUR, ein Sweat-Oberteil mit Magnetreißverschluss über 140 EUR, ein warmes Rollstuhl-Cape mit Kapuze belastet des Budget mit 390,- EUR. Wenn Sie Designkleidung aus hochwertigem Material zu fairen Preisen kaufen möchten, werden Sie heute aber auch schon fündig, siehe z. B. www.mob-industries.com.

Etwas Kreativität und eine Änderungsschneiderei können hier nicht nur viel Geld sparen, sondern dem Pflegebedürftige auch seine eigene Kleidung erhalten, in der er sich wohlfühlt: In der Änderungsschneiderei können Sie in fast jede Hose einen Gummibund und an fast jeden Oberteil zusätzliche Verschlüsse einarbeiten lassen, jeweils für wenige Euro. Änderungsschneider sind häufig sehr ideenreich und helfen, die neuen Verschlüsse genau am richtigen Ort und bequem erreichbar anzubringen. Meist bequemer als ein Magnetreißverschluss sind z. B. einzelne Magnetpunkte als Knöpfe, deren Magneten im10er Pack unter einem Euro www.supermagnete.de/magnetverschluss kosten. Statt eines fest installierten Ortungschips können Sie einen GPS Personen-Tracker beispielsweise für Senioren mit Demenz und Weglauftendenz reversibel in eine Innentasche einnähen lassen. Besser als Thermowäsche erhalten oft Stulpen für Arm und Bein, Schals und Nierenwärmer und lockere „Zwiebellook“-Jacken zum Überwerfen die Temperatur.