Pflege von Senioren im Rollstuhl

Erkrankungen wie beispielsweise Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Lähmungen durch Schlaganfall können zu körperlichen Einschränkungen führen. Die Mobilität ist oftmals stark eingeschränkt und die Nutzung eines Rollstuhls ist unabdingbar um den Alltag zu bewältigen und am sozialen Leben teilhaben zu können.

Mit diesem Beitrag möchten wir Ihnen die Pflege von Senioren im Rollstuhl vereinfachen und hierfür wertvolle Tipps mit an die Hand geben.

Hürden und Hindernisse im Haus

Menschen ohne Einschränkungen fallen zu schmale Türen, Türschwellen, leichte Unterschiede in den Fußbodenhöhen und Kanten an Übergangsleisten zwischen zwei Räumen kaum auf. Doch im Rollstuhl stellen diese Barrieren unüberwindbare Hindernisse dar. Die Pflege eines Angehörigen im Rollstuhl erfordert in erster Linie einen barrierefreien Umbau des Hauses. Leben Ihre Eltern oder Großeltern in einer Wohnung ohne rollstuhlgeeigneten Lift, ist ein Umzug zum Erhalt der Mobilität oft die einzige Lösung. Um den Lebensabend für Ihre Eltern oder für die Großeltern sicher und barrierefrei zu planen, beschäftigen Sie sich am besten frühzeitig mit diesem Thema. So ersparen Sie sich kurzfristige Entscheidungen, wenn die Mutter oder der Vater einen Rollstuhl benötigen.

Bei vorliegen eines anerkannten Pflegegrades kann bei der Pflegekasse unter bestimmten Voraussetzungen (§40 SGB XI) ein Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen beantragt werden. Ein Verzeichnis über eventuell mögliche Maßnahmen finden Sie hier.

Mobilität – verstellbare Höhen beim Rollstuhl

Um dem pflegebedürftigen Angehörigen einen sicheren und bequemen Sitz zu ermöglichen, sollte die Sitzhöhe des Rollstuhls verstellbar sein. Selbst Standardmodelle, die von den Krankenkassen übernommen werden, verfügen über dieses Detail. Doch die Höhenverstellung ist nur nützlich, wenn sie richtig eingestellt wird. Sitzt der Senior gerade im Stuhl und lehnt sich an, müssen beide Füße mit der gesamten Sohle auf den Fußstützen stehen. Auch die Griffe, an denen die Pflegekraft oder Sie selbst anfassen und den Rollstuhl schieben, benötigen eine Höhenverstellung. Sie sollten gerade laufen und die Kraft zum Schieben aus Ihrem ganzen Körper, nicht aus den Unterarmen, abrufen können. Ebenso achten Sie darauf, dass die Bremsen an den Schiebegriffen und Feststellbremsen am Rollstuhl einwandfrei funktionieren. Sollte beispielsweise eine halbseitige Lähmung vorliegen, besteht auch die Möglichkeit den Rollstuhl mit einer speziellen Einhand-Feststellbremse auszustatten.

Achten Sie darauf: die Fußstützen müssen beim Hinsetzen und Aufstehen hochgeklappt, ebenso müssen die Feststellbremsen angezogen sein.

Ausflüge im Rollstuhl

Sicherheitshalber sollten Ausflüge im Rollstuhl zu Beginn bei Tageslicht unternommen werden. Bedenken Sie immer, dass Ihr im Rollstuhl sitzender Angehöriger eine andere Perspektive auf die Dinge hat, als Sie. Die Einbeziehung im Spaziergang ist wichtig, fragen Sie nach wohin er fahren möchte. Achten Sie darauf, dass er Sie versteht und nehmen Sie Augenkontakt mit ihm auf. Wenn Sie Ihrem Lieben etwas zeigen möchten, vergewissern Sie sich, dass dieser es auch sehen kann. Oftmals trifft man gute Bekannte beim Spaziergang und möchte sich unterhalten. Dazu drehen Sie den Rollstuhl demjenigen zugewandt, so dass sich der im Rollstuhl sitzende ebenfalls mit unterhalten kann, ohne dass er sich den Hals verdrehen muss. Kündigen Sie immer notwendige Aktionen wie beispielsweise das Überfahren von Hindernissen (z.B. Stufen, Bordsteinkanten) an. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Richten Sie sich hierbei nach den Wünschen Ihres Angehörigen, welche Variante – in Fahrtrichtung oder entgegen der Fahrtrichtung – er bevorzugt.

Vergessen Sie niemals die Feststellbremsen anzuziehen. Die Räder könnten in Bewegung geraten und der Rollstuhl könnte umkippen.

Rollstuhlschiebelehrgang für pflegende Angehörige erhöht die Sicherheit

Die Geländewahl ist für sichere Rollstuhlausflüge essenziell. Verzichten Sie auf steile Berge und auf Wege, deren Böden uneben und mit einem Rollstuhl nur schwer zu meistern sind. Wenn Sie bisher keinerlei Erfahrung im Schieben eines Rollstuhls haben, sollten Sie ein entsprechendes Training absolvieren. Sie lernen, wie Sie den Rollstuhl sicher über Rampen schieben, wie Sie einzelne Treppen überwinden und warum Sie sich mit dem Gelände und seinen Hindernissen aus der Perspektive des Rollstuhlfahrers beschäftigen sollten.