24h Pflege – Die Bedeutung des Singens für Senioren

Singen mit Senioren – Aktivierung mit der Extraportion Glück
Singen und Musizieren sind eine ganz besondere Form der Kommunikation. Mit Liedtexten und Melodien werden Emotionen, Erinnerungen und Bewusstsein geweckt. Diese und weitere Effekte der Musik macht sich die Fachrichtung der Musikgeragogik zunutze. Die Musikgeragogik beschäftigt sich mit der aktivierenden und therapeutischen Funktion der Musik bei Senioren. Diese Disziplin ist also in der Schnittmenge zwischen Geragogik und Musikpädagogik verortet. Die Vermittlung von Musik in Theorie und Praxis geschieht abgestimmt auf das Seniorenalter.

Singen und mentale Gesundheit

Singen hat sehr erstaunliche Effekte auf die Psyche und das Gehirn! Durch Singen kann sich der Reduktionsprozess von dem das Gedächtnis, die Kreativität und die Motorik betroffen sind, verlangsamen. Denn das Gehirn ist im Seniorenalter noch viel dynamischer, als gemeinhin angenommen wird. Auch im hohen Lebensalter haben die Nervenzellen im Gehirn ihre Fähigkeit nicht eingebüßt, sich neu, anders und in bestimmten Regionen sogar komplexer untereinander zu vernetzen. Singen ist ein Baustein für das seniorengerechte Gedächtnistraining. Sogar Betroffene von dementiellen Erkrankungen profitieren stark von musikalischen Aktivitäten. Bei diesen neurodegenerativen Leiden ist während der späteren Stadien der Zugang zur Sprache nicht mehr oder nur noch wenig vorhanden.

Beim Singen von lang bekannten Liedern kann sich das Tor zur Sprache wieder öffnen. Die Lieder fungieren als Gedächtnisbrücke in die Vergangenheit. Sie aktivieren positive Erinnerungen und vermitteln Lebenssinn. Das gemeinsame Singen in einer Gruppe schafft Nähe und ist damit die Basis für eine positive Emotion, die gerade Demenzkranken unendlich gut tut. Durch die stimmlichen Aktivitäten werden sogar negative Emotionen wie Ängste oder Traurigkeit minimiert, respektive ganz abgebaut. Aus der Praxis wissen wir, dass Senioren, die an Demenz leiden, sich musikalisch weiterentwickeln. Diese positive Tendenz kann sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen.

Singen und das Glück

Beim Singen werden sogenannte Glückshormone, wie zum Beispiel Endorphine und Serotonine ausgeschüttet. Das gilt natürlich nicht nur für Senioren, sondern für alle Menschen, egal welchen Alters. Singen fördert also Glücksgefühle, das allein ist schon ein Grund, um Senioren zum Singen zu bewegen. Durch Gesang und musizieren werden wohltuende Erinnerungen aktiviert. Damit wird die Gesangstunde mit den Senioren auch zu einer Anregung für Gespräche.

Sprache, der Körper und die Motorik

Das Singen in einem therapeutischen Rahmen fördert Motorik und Sprache. Störungen in der Fein- und Grobmotorik verbessern sich durch das Singen nachweislich. Beim Singen muss der ganze Körper eingesetzt werden. Dadurch verbessern sich automatisch die Körperhaltung und die Atmung. Die tollen Effekte des Singens gehen bei Parkinson-Patienten sogar so weit, dass sich die Störungen in der Motorik schon nach einer einzigen Singstunde nachweislich verbessern.

Auch in der häuslichen „24h Pflege“ lässt sich das gemeinsame Singen im Pflegealltag integrieren, zum Beispiel morgens oder abends bei der Körperhygiene. Lieder aus der Jugend ermuntern Senioren zum Mitsingen, sind die Texte und Musik noch meist im Gedächtnis.

Singen wird auch das „Anti-Aging für die Stimme“ genannt

Die Stimme verändert sich im Alter, sie wird automatisch tiefer und verwischt etwas. Doch dagegen kann man etwas tun. Durch regelmäßiges und gezieltes Singtraining kann die „junge“ Stimme erhalten werden. Denn durch das Singen wird die Muskulatur trainiert und gefestigt, die für die Stimmgebung verantwortlich ist. Der Erhalt der Stimmlage ist gerade für Senioren, die ihr Leben lang aktiv gesungen haben, eine wichtige Angelegenheit. So trägt das Singen auch zur Zufriedenheit und mentaler Gesundheit bei, wenn dadurch der schöne Klang der eigenen Stimme bewahrt wird.